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Ehrliche Renten-Debatte führen

„Beim Thema Rente müssen wir ehrlich miteinander sein.“ Das forderte Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, mit Sitz in Bochum am Dienstag in Bochum und warb für eine realistische rentenpolitische Debatte. Es sei einfach Fakt, dass die Menschen im Schnitt gesünder älter werden. Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer habe sich seit 1960 von 10 auf 20 Jahre verdoppelt.

Das sei sehr erfreulich, doch die Rentenpolitik habe diese Entwicklung nicht antizipiert. Erlhöfer sagte, verantwortungsvolle Rentenpolitik müsse sich zwangsläufig auch Gedanken über das Renteneinstiegsalter machen. „Unsere Bevölkerung schrumpft, die Zahl der Erwerbspersonen sinkt und damit auch die Zahl der Beitragszahler. Ohne Veränderungen können wir uns ausrechnen, wann das ganze System vor die Wand fährt.“ Daher dürfe sich die Politik einer Debatte über einen späteren Renteneintritt nicht verschließen, auch wenn sie unpopulär sei.

Die aktuelle Rentendiskussion gehe nach seiner Einschätzung auch an der Lebenswirklichkeit vieler Menschen vorbei. Viele Rentner wollten einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge gern länger arbeiten. Das gelte für 13 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer. Demgegenüber habe die politische Entscheidung, nach der Beschäftigte nach 45 Versicherungsjahren abschlagsfrei in Rente gehen könnten, der Wirtschaft angesichts des dramatischen Fachkräftemangels einen schweren Schlag versetzt. „Seit 2014 sind 1,7 Millionen Menschen auf diesem Weg vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausgeschieden, rund 500.000 mehr als ursprünglich von den Experten erwartet“, erklärte Erlhöfer weiter. So etwas passiere, wenn Fehlanreize gesetzt würden. Zu einer ehrlichen Renten-Debatte gehöre auch, sich wieder klar zu werden, wie der Sozialstaat funktionieren müsse. „Diejenigen mit Anreizen zu unterstützen, die länger arbeiten wollen, und denjenigen zu helfen, die etwa aus gesundheitlichen Gründen eher aus dem Berufsleben ausscheiden müssen“, so Erlhöfer abschließend.