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Forderungen "überzogen und falsch"

“Überzogen und falsch.” Nur wenige Worte benötigte Friedrich Wilhelm Wengeler, um die heute von der IG Metall veröffentlichte endgültige Forderung für die anstehende Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie zu kommentieren.

Wengeler, Hattinger Unternehmer und Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest e.V., erklärte weiter: “Überzogen, weil 6 % Entgeltsteigerung auf den Weltmärkten nicht zu verdienen sind und damit nicht den Export unserer Produkte, sondern unserer Arbeitsplätze ins Ausland begünstigen würde. Falsch, weil der geforderte individuelle Anspruch auf eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden ohne jegliche Begründung aus betrieblicher Sicht kaum in vorhandene Schichtmodelle eingebettet werden kann. In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels ist der Entzug von Arbeitskräftepotenzial zudem kontraproduktiv für die Unternehmen.”

Beide Forderungen hat die NRW-Tarifkommission der IG Metall heute beschlossen. Friedrich Wilhelm Wengeler bereitet sich daher auf eine harte Tarifrunde vor. „Die IG Metall fordert für die Beschäftigten mehr Zeitsouveränität und mehr Flexibilität. So nachvollziehbar der Wunsch des Einzelnen nach mehr Zeitsouveränität auch sein mag, so berechtigt ist auch das Interesse des Betriebes an termingerechter Auftragsabwicklung. Wer das ignoriert, legt die Axt an den Flächentarifvertrag“, so Wengeler weiter. „Ich sage es, wie es ist: Bei unseren Mitgliedern im Verband sinkt die Akzeptanz für den Flächentarifvertrag, der eigentlich Mindestbedingungen beim Entgelt festlegen und ausgewogene Spielregeln geben soll. Wenn wir jetzt beim Entgelt – das im internationalen Vergleich  mit durchschnittlich 55.000 Euro jährlich schon jetzt weit vorne ist – überziehen und zusätzlich individuelle Ansprüche auf Arbeitszeitverkürzung vereinbaren, werden sich die Unternehmer fragen, ob der Tarifvertrag noch das passende Instrumentarium für den eigenen Betrieb ist“, so Wengeler.

Flexible und vor allem individuelle Lösungen bei den Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten seien in den Betrieben längst an der Tagesordnung. „Wer Angehörige pflegen oder Kinder betreuen muss, spricht doch mit dem Vorgesetzten. Gemeinsam wird geschaut, wie eine gute Lösung für beide Seiten aussehen kann“, weiß Wengeler aus eigener Erfahrung. „Im übrigen hören wir von vielen Beschäftigten, dass sie auch mehr als die tarifvertraglich vereinbarten 35 Stunden pro Woche arbeiten möchten. Etwa, um ein Haus zu finanzieren. Wenn die IG Metall über Arbeitszeit sprechen möchte: Wie wäre es mit einem Korridor, bei dem auf betrieblicher Ebene auch mehr gearbeitet werden kann? Flexibilität kann und muss in beide Richtungen gedacht werden“, sagte Wengeler abschließend.

 

Die erste Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen findet am 16. November in Dortmund statt.