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Mit Vernunft am Verhandlungstisch

Zum Auftakt der Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie treffen sich Arbeitgebervertreter und IG Metall am Donnerstag, 16. November, in Dortmund zur ersten Verhandlungsrunde. Schon vorab macht Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest deutlich: „Die IG Metall sollte nun am Verhandlungstisch zur Vernunft kommen. Forderungen nach 6 % Entgeltsteigerung und einem individuellen Anspruch auf eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden mit Entgeltausgleich ohne jegliche Konditionierung sind völlig überzogen und falsch.“

Zur Forderung nach 6 % Entgeltsteigerung bemerkt Erlhöfer: „Das durchschnittliche Jahreseinkommen der M+E-Arbeitnehmer liegt inzwischen bei 56.400 Euro. In der M+E-Industrie summieren sich die Tariferhöhungen seit 2012 auf fast 20 Prozent - der Produktivitätszuwachs hingegen, also das, was tatsächlich mehr erwirtschaftet wurde, liegt bei lediglich einem Prozent. Das hatte einen entsprechenden Anstieg der Lohnstückkosten zur Folge, der Deutschlands traurigen Spitzenplatz als einer der teuersten Industriestandorte der Welt zementiert hat.“ Dreht sich diese Spirale weiter, wird sich die Konkurrenz im europäischen Ausland über steigende Aufträge freuen – und die deutschen Unternehmen gehen leer aus, so Erlhöfer weiter.

Auch einem individuellen Anspruch auf eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden erteilt Erlhöfer eine Absage. Er sagt: „2011 gab es in Deutschland noch 50 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter, bis 2050 werden es bestenfalls noch 39 Millionen sein. Wer soll dann die Maschinen, Autos und Flugzeuge bauen, denen wir unseren Wohlstand verdanken? Die Antwort wird nicht lauten können: Indem die, die dann noch da sind, noch weniger arbeiten.“

Die angekündigte Forderung der IG Metall nach Lohnzuschüssen für untere Lohngruppen bei reduzierten Arbeitszeiten während der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen bezeichnet Erlhöfer ebenfalls als realitätsfremd. „Dies wäre nichts anderes als Bezahlung für nicht geleistete Arbeit.“ Er verwies auf das allgemein anerkannte Prinzip von Leistung und Gegenleistung, das auch die Basis für ein gutes betriebliches Miteinander sei. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass Lohnzuschüsse für ausgewählte Beschäftigtengruppen in der übrigen Belegschaft auf große Akzeptanz stießen.