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Erlhöfer: Vertrauen in Tarif zurückgewinnen

„Einen weiteren kostspieligen und komplizierten Tarifabschluss werden unsere Mitglieder nicht mitmachen.“ Mit diesen deutlichen Worten warnt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest e.V. die Gewerkschaft IG Metall vor überbordenden Forderungen zur im März beginnenden Tarifrunde.

In dieser Woche treffen sich die Gremien der Gewerkschaft und debattieren über ihre Forderungen. Erlhöfer sagt: „Die Tarifrunde 2020 darf keine Tarifrunde wie jede andere werden, denn viele Unternehmen stellen sich vermehrt die Frage, ob sie in der Flächentarifbindung noch richtig aufgehoben sind.“ Angesichts der Rezession in der Industrie und der anstehenden Herausforderungen der Mobilitäts- und Energiewende erwarteten die Unternehmen eine erkennbare Zurückhaltung schon bei der Lohnforderung. Viele Unternehmen der Region hätten insbesondere seit der Tarifrunde 2018 erheblich an Vertrauen in den Flächentarif und vor allem auch an dessen befriedende Wirkung verloren. Die IG Metall habe mancherorts den Eindruck erweckt, als könne jeder Beschäftigte ab sofort statt Geld zusätzliche freie Tage erhalten. Dieser Anspruch gelte aber nur für eine bestimmte Gruppe von Schichtarbeitern oder Beschäftigte, die Kinder oder kranke Eltern zu pflegen hätten, und ausdrücklich auch nur dann, wenn Betriebe die ausfallende Arbeitszeit ersetzen könnten. „Die IG Metall hat immer wieder neue Verhandlungsrunden in den Unternehmen begonnen und damit erheblichen Unfrieden erzeugt“, ärgert sich Dirk W. Erlhöfer.

Vor allem Mittelständler zweifelten daher inzwischen an der Verlässlichkeit von Tarifabschlüssen. Umso mehr brauche dieser Industriezweig einen moderaten und mittelstandstauglichen Abschluss, der Rücksicht auf die Heterogenität der Betriebe nehme. Viele Unternehmen hätten auch nicht verstanden, warum die Gewerkschaft in der letzten Tarifrunde mit ihren Tagesstreiks die Auseinandersetzung noch unnötig belastet habe. „Unsere Branche zahlt den Beschäftigten im Schnitt inzwischen 56.000 Euro im Jahr. Vor diesem Hintergrund war der Stil der IG Metall in keiner Weise nachvollziehbar“, erklärt Erlhöfer. Gerade in Aufschwungzeiten säßen die Gewerkschaften kurzfristig am längeren Hebel. Das könne zu überteuerten Abschlüssen führen, die zwar in Hochkonjunktur-Zeiten verkraftbar erschienen, den Unternehmen wegen ihrer langfristigen Wirkung aber in schwierigen Zeiten zu hohe Lasten auferlegten. Deshalb müsse sich die Tarifpolitik wieder darauf konzentrieren, Mindestbedingungen festzulegen, die für alle Betriebe finanziell tragbar und zudem handhabbar seien.