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Streikwellen schaden Standort DE

Mit Unverständnis und zunehmender Sorge blickt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, auf die über das Land rollende Streikwelle. Wiederholte Arbeitsniederlegungen bei Bahn, ÖPNV und Flughafen-Personal sowie seit Monaten ungelöste Tarifkonflikte bei Groß- und Einzelhandel träfen nicht nur jeden Einzelnen im Land, sondern auch die Wirtschaft mit ihren eng getakteten Lieferketten.

„Wir sind weltweit die einzige große Volkswirtschaft, deren Wirtschaftsleistung 2023 geschrumpft ist. Jetzt schießen wir uns mit dieser Streikwelle noch zusätzlich ins Bein“, ärgert sich Erlhöfer. Er habe in gewissem Rahmen Verständnis für die Belange der Beschäftigten, „unser System der Sozialpartnerschaft mit der Tarifautonomie funktioniert aber nur dann, wenn sich alle Beteiligten mäßigen. Das Maß ist allerdings längst verloren gegangen“, so Erlhöfer weiter.

Generell habe er das Gefühl, dass immer stärker Partikularinteressen die Stimmung im Land bestimmen. „Die insgesamt gereizte und von Konflikten geprägte Stimmung im Land gibt mir zu denken. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen hohen Energiepreise und der hohen Inflation haben unser Land verändert. Es gibt kein einendes Element mehr“, so Erlhöfer, der auch die zunehmende Zersplitterung der Parteienlandschaft und das Erstarken des Rechtsextremismus als Warnzeichen empfindet. „Die Politik muss dringend eine Aufbruchsstimmung entfachen, es muss ein ‚neuer Ruck‘ durch Deutschland gehen“, findet er. Ein „neuer Gemeinsinn“ müsse das übersteigerte Partikularinteresse wieder einholen, damit sich niemand verlassen fühlen müsse.

Und mit abschließendem Blick auf die diesjährigen Tarifverhandlungen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie sowie der Metall- und Elektroindustrie findet er deutliche Worte: „Ich hoffe und gehe davon aus, dass die IG BCE und die IG Metall die schwierige Lage der eigenen Branche anerkennen und nicht strategische Überlegungen der Mitgliedergewinnung in das Zentrum der Tarifauseinandersetzung stellen. Das würde die volatile Lage vieler Unternehmen nur weiter verschärfen – und sorge in letzter Konsequenz zu einer weiteren De-Industrialisierung, die wir mit immer neuen Meldungen zu Personalabbau in Deutschlands Industrie leider längst erleben.“